Roscoff Zwiebeln und Ihre Geschichte
Küstenzwiebeln für erfahrene Smutjes
Der Smutje, die übliche Bezeichnung für den Schiffskoch in der traditionellen Schifffahrt, war immer schon von zentraler Bedeutung für die Moral und die Gesundheit der Seeleute. Monate auf See zerrten an den Nerven und an der Gesundheit der Mannschaft und nicht selten entzündeten sich Meutereien an der schlechten Versorgung mit dem Notwendigsten.
Unweit des bedeutenden Seehafens Brest, wird in der Nähe des Küstenstädtchens Roscoff im Nordwesten der Bretagne traditionell eine rosafarbene Zwiebel angebaut. Durch ihre gute Haltbarkeit und ihren hohen Vitamingehalt (A, B und C) war sie über Jahrhunderte ein begehrtes Lebensmittel insbesondere für die Seeleute, die diese Eigenschaften auf langen Seereisen besonders zu schätzen wussten.
Um Verletzungen zu vermeiden und eine optimale Haltbarkeit zu gewährleisten, erfolgt die Kultivierung und ihre Ernte bis zum heutigen Zeitpunkt hauptsächlich von Hand. Handsortiert, geputzt und traditionell zum Zopf gebunden hält sie sich ohne weitere Konservierung lange frisch.
Geschätzt werden sie neben der hohen natürlichen Haltbarkeit wegen ihres milden und zugleich aromatischen Geschmacks, der sich für den Rohverzehr ebenso empfiehlt, wie für die Verwendung in Saucen, Suppen und Zwiebelkuchen.
Roscoff war lange ein wichtiger Umschlagplatz für diese Zwiebel, die aufgrund ihrer besonderen Qualitäten bereits im 19. Jahrhundert von den sogenannten “Johnnies” über den Ärmelkanal nach England verschifft wurden, wo sie erfolgreich von Haus zu Haus verkauft wurden.
Spannend übrigens ist auch die Historie dieser Zwiebel.
Im 19. Jahrhundert erschlossen sich die Bauern aus Roscoff das gegenüberliegende England als Absatzmarkt. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad machten sie sich auf den Weg durch England, Schottland und Wales, um ihre Zwiebeln von Stadt zu Stadt wandernd zu verkaufen. Oft waren sie so monatelang unterwegs. Zwiebeln fanden sich zu jener Zeit in Ermangelung anderer Vitaminquellen »in diesem Land in jeder Soße«. Noch wußte man nicht um die Wirkung der Vitamine, aber man wußte wohl aus Erfahrung oder man spürte es, daß sie gesund waren. Diese Händler, die ab dem Jahr 1828 unterwegs waren, wurden von den Engländern »Johnnies« genannt, es waren vermutlich an die 1200 Bauern, die so Jahr für Jahr ihr Gemüse aus Roscoff in England verkauften. Ihnen zu Ehren findet heute jeden Sommer in Roscoff nach der Ernte das Fest der rosa Zwiebel (La fête de l´oignon rosé) statt.
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